Waldzukunft zum Anfassen – ein Projekt des Waldklimafonds an Ihrer FBG
Das von der Bayerischen Landesanstalt für Forstwirtschaft (LWF) betreute Vorhaben befasst sich damit, Baumarten und Bewirtschaftungskonzepte aus Regionen Europas, in denen schon heute ein wärmeres Klima herrscht zu analysieren und für unsere forstwirtschaftlichen Ziele nutzbar zu machen.
Sturmwürfe und Borkenkäferkalamitäten an der Fichte, rote Kiefernkronen und niedrige Holzpreise dieser zwei „Brotbaumarten“ Bayerns – dies sind Symptome und Auswirkungen einer massiv voranschreitenden Klimaerwärmung.
Welche Baumarten werden dem Klimawandel überhaupt bei uns standhalten? Wie warm wird es bei uns in Zukunft? Wie werden sich unsere Wälder entwickeln? Hat Forstwirtschaft bei uns überhaupt noch eine Zukunft? Dies sind Fragen, die nicht nur die Wissenschaft und die Förster, sondern auch unsere Waldbesitzer zunehmend bewegen.
„Waldzukunft zum Anfassen“
– vorbildlicher Waldumbau im Vereinsgebiet; Foto A. Körner
Im Projekt „Waldzukunft zum Anfassen“ arbeitet unsere FBG eng mit der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF), der Forstverwaltung Roth/Hersbruck sowie den benachbarten FBG‘en Roth und Nürnberger Land zusammen.
Wie unser Wald in der Zukunft aussieht, weiß niemand genau. Dabei gibt es aber nah oder fern von uns Gebiete, in welchen schon heute das Klima herrscht, das wir wahrscheinlich in Zukunft bei uns erwarten.
Ziel des Projekts ist es, den Klimawandel für unsere Waldbesitzer anfassbar zu machen. So werden Unsicherheiten genommen und Anreize für eine klimaangepasste Waldbewirtschaftung geschaffen.
Die LWF hat weltweit verschiedene Klimadaten ausgewertet. Mit diesen Auswertungen kann nun für jeden Ort unseres Landkreises das voraussichtliche Klima der Zukunft (2020-2100) errechnet werden. Auch entsprechende Empfehlungen zur Baumartenwahl können mit konkreten Risikoabschätzungen gegeben werden.
Darüber hinaus wird der bereits laufende Waldumbau im Vereinsgebiet betrachtet und anhand von Beispielen erläutert. So können Sie als Waldbesitzer ganz praktisch vom guten Beispiel vor der Haustüre lernen.
Ergebnisse
Zuerst wurde der Landkreis in verschiedene Klimazonen hinsichtlich Temperatur, Niederschlag und Höhenlage geteilt. Anschließend wurden die Klimadaten von jeder Zone mit den gängigen Klimawandelprognosen (RCP 4,5 und RCP 8,5) verschnitten und so neue Klimadaten für 2100 ermittelt. Diese Daten (Temperatur und Niederschlag, Sommer wie Winter) wurden nun mit Daten europaweit verglichen um heraus zu finden, in welchen Regionen Europas unser zukünftiges Klima schon heute herrscht.
Abb. 1: Klimaanalogien für den Landkreis Roth. Die Analogkarte (a) verdeutlicht, wie sich mit fortschreitendem Klimawandel das analoge Klima immer weiter nach Süden verschiebt. Die Eiszapfengrafik (b) betrachtet das Artspektrum in den Analoggebieten: die Zapfendicke zeigt die Veränderung der relativen Häufigkeit einer Art entlang der Analogiegebiete von 2000 bis 2100; die Sternchen markieren die drei absolut häufigsten Arten in 20-Jahres Abständen.
Wie man in Abbildung 1 sieht, sind die drei großen Analoggebiete für den Landkreis Norditalien, Istrien oder Südfrankreich.
Reise in die Zukunft
Wie es nun tatsächlich in den Wäldern in unseren Analoggebieten ausschaut, hat sich das Analog-Team direkt selbst angeschaut. So sind wir eine Woche lang auf einer super vorbereiteten „Klimareise“ das Rhonè Tal entlanggefahren. An verschiedenen Exkursionspunkten kamen wir direkt mit den Förstern vor Ort ins Gespräch und erhielten so wertvolle Informationen welche Probleme sie haben und welche Baumarten gut funktionieren.
Natürlich muss man alle weiteren Gegebenheiten mit beachten, so spielt maßgeblich der Boden und die Topographie eine Rolle wie gut eine Baumart aus Südfrankreich bei uns funktionieren kann. Allerdings haben wir auch sehr wertvolle Informationen erhalten, welche Probleme Baumarten haben, die bei uns noch als heiße Kandidaten gehandelt werden.
Doch der Grundtenor war äußerst positiv: Mit unserem Vorgehen Mischwälder mit hohem Laubholzanteil zu schaffen, ist sowohl klimatisch als auch aus Wertschöpfungsgründen der beste Weg für eine waldreiche Zukunft. Und was äußerst erfreulich war: viele uns bekannten heimischen Laubbaumarten halten noch lange durch!
Abb. 2: Das Exkursions-Team aus Bayern mit Erwin Ulrich (erster von links) und Médéric Aubry (vierter von links) von der ONF vor einer mächtigen Flaumeiche in der Nähe von Marsanne. (Foto Tobias Mette)
Abschluss
Mit den Eindrücken dieser äußerst spannenden Reise in die (Klima-)Zukunft unseres Landkreises sind wir höchst motiviert unsere Wälder umzubauen hin zu klimastabilen Mischwäldern. Doch das Projekt an sich – vor allem die Modellierung der Analoggebiete – hat deutschlandweit hohe Wellen geschlagen und wird stark nachgefragt. Mit Ende 2022 endete allerdings das geförderte Projekt und wird nun in Folgeprojekten weitergeführt.